„Heutzutage trifft man viele Leute, die fragen: ‚Glaubst du an das Stereokino?‘ Für mich klingt diese Frage ungefähr so absurd, als würde sie sagen: Glauben Sie, dass es um Mitternacht dunkel wird, dass eines Tages der Schnee auf den Straßen Moskaus wegschmilzt, dass es im Sommer grüne Bäume und im Herbst Äpfel gibt?“ (Sergei Eisenstein)
Virtual Reality
Medienkollisionen als Innovationstreiber für neue Zugänge zum Kulturerbe
Die Eisenstein-Wohnung war ein lebendiger Ort, an dem jedes Objekt eine Geschichte erzählte. Diese Erfahrung soll in virtueller Form auf andere Weise neu erlebbar werden.
Durch die Rekonstruktion der Eisenstein-Wohnung in virtueller Realität (VR) soll die geistige Welt Eisensteins als VR-Erfahrung sinnlich erlebbar werden. Im virtuellen Raum erzählen uns Objekte in multimedialer Form Geschichten. Sie werden zu Brücken, die in Eisensteins Welt führen.
VR-Erfahrungen sind einem größeren Publikum bislang vor allem im Bereich von Spielwelten bekannt. Daher wird der „typische” VR-Look oft mit einer digitalen Computerspiel-Ästhetik assoziiert, die nicht jeder Zielgruppe und nicht jedem Inhalt gerecht werden kann.
Wir entwickeln neue Formen der Ästhetik, die der künstlerischen Welt von Sergei Eisenstein entsprechen.
In diesem Zusammenhang experimentieren wir mit der Verbindung von digitalen und analogen Verfahren. Wir erforschen die kreative Anwendung von Eisensteins Montagetheorie im Kontext von Medien-Brücken, d.h. der Verbindung von VR zu 3D-Sound und zur Informationsvisualisierung (InfoVis). Es werden narrative Formen erprobt, die nicht unbedingt auf Realismus, sondern auf Ausdruck und Abstraktion gerichtet sind.
So können neuartige Repräsentationsformen für kulturelle Sammlungen erschlossen und auch ein Kreis von Rezipient*innen angesprochen werden, die nicht an die Welt der Computerspiele gewöhnt sind. Ziel unserer Forschung ist es, die gestalterische Vielfalt von VR zu erweitern und ihren Einsatz als Instrument der Wissenschaft und bei der Vermittlung von kulturellem Erbe zu unterstützen.