Neuigkeiten Mai 2021

Seit einem Jahr befindet sich unser internationales Team auf einer virtuellen Reise in Eisensteins Universum. Seit vierzehn Monaten leben wir mit der Pandemie. Die Erfahrung des auf sich zurückgeworfen seins, die Kluft zwischen dem privaten Raum und der Außenwelt eröffnen einen anderen Blick auf die Wohnung Sergei Eisensteins. Für ihn war seine Wohnung – vor allem gegen Ende seines Lebens – ein Rückzugsraum in einer feindlichen Welt.

Im Kontext der Pandemie wird diese Situation emotional nachvollziehbar. In diesem geschützten Raum war Eisenstein innerlich auf der Reise
durch Zeit und Raum.

In jedem Newsletter stellen wir ein Objekt und seine Geschichte vor, das uns die Tür in eine andere Welt eröffnet.

Wenn Naum Kleiman Besucher*innen der Wohnung in der Smolenskaja Straße begrüßte, spielte er gerne ein Spiel mit ihnen und fragte: „Welche Fragen haben Sie an Eisenstein?“ In dem Schatz an Büchern, Bildern und Objekten fand sich oft eine Antwort oder eine Inspiration.

Diesmal haben wir uns auf die Suche gemacht nach einem Menschen, der Sergei Eisenstein nah war.

Ein Objekt und seine Geschichte

Die Skulptur von Vsevolod Meyerhold

Der Theaterregisseur und Schauspieler Vsevolod Meyerhold war für Eisenstein Lehrer und Vaterfigur zugleich. Die Beziehung der beiden zueinander bewegte sich in einem ständigen Spannungsfeld. Sie lernten voneinander, bewunderten und verabscheuten sich. Eisenstein schrieb in seinen Tagebüchern: „Und ich muss sagen, dass ich gewiss nie wieder einen Menschen so geliebt, so verehrt und so vergöttert habe wie meinem Lehrer. Der Göttliche. Der Unvergleichliche. Meyerhold. … [Ich] werde ihn mein Leben lang anbeten.“

 

Meyerhold wurde 1940 in Stalins Verliesen gefoltert und getötet. Eisenstein rettete Meyerholds Archiv, versteckte es und brachte sich damit selbst in Lebensgefahr, denn selbst den Namen Meyerholds auszusprechen war verboten. Die Wohnung Eisensteins war wahrscheinlich der einzige Ort in Moskau, wo etwas, das an Meyerhold erinnerte, offen gezeigt wurde.

Neuigkeiten aus unserem „Forschungslabor“

Jahrzehntelang schien es, als ob die Original-Grundrisse der Eisenstein Wohnung verschwunden seien. Im Dezember 2020 sind sie plötzlich in Moskau wiederentdeckt worden.

Unser Virtual-Reality-Team ist jetzt damit beschäftigt, die Grundrisse der Wohnung in eine 3D-Modellierung umzuwandeln, auf deren Grundlage die Wohnung Eisensteins virtuell zugänglich gemacht werden soll.

Kollisionen und die Welt

Kollisionen bei „Film Studies bling-bling“

In der 16. Episode des filmwissenschaftlichen Podcast „Film Studies bling-bling“ von Dr. Anna Luise Kiss war unser Projekt als „Bling of the month“ vertreten. In dieser Folge sprechen Tatiana Brandrup und Katrin Springer über die Entstehungsgeschichte, den aktuellen Stand und die Ziele des Projekts, über die verschiedenen Forschungsbereiche, unser Team und die Relevanz von Sergei Eisenstein. Neben der Sektion „Bling of the month“ werden in dem Podcast regelmäßig Neuigkeiten über Forschungsprojekte, Publikationen und vieles mehr aus dem „Universum der Filmwissenschaft“ vorgestellt.

Den Podcast kann man unter folgendem Link anhören:

https://filmstudiesblingbling.podigee.io/16-episode16

 

Kollisionen beim „Film-und Fernsehwissenschaftlichen Kolloquium“ (FFK) in Weimar

Unser Projekt war Teil des diesjährigen „Film- und Fernsehwissenschaftlichen Kolloquiums“ (FFK), das von der Bauhaus-Universität Weimar in diesem Jahr virtuell ausgerichtet wurde.
Unser Beitrag „Kollisionen – Eisensteins Haus. Medienkollisionen als eine neue Form des Zugangs zum Kulturerbe“ wurde im Slot „Künstlerische Moderne und neue Realismen“ von Tatiana Brandrup präsentiert und anschließend im Plenum diskutiert. Wir bedanken uns bei den diesjährigen Organisator*innen Maximilian Rünker, Anna-Sophie Philippi, Laura Katharina Mücke, Felix Hasebrink und Janna Heine für die Einladung und die tolle Organisation des Kolloquiums unter erschwerten Bedingungen.

Dank

Wir möchten uns herzlich bei unseren Partnern und Förderern danken, ohne deren Unterstützung das Projekt nicht existieren würde. Unsere Partner sind die Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF, die Fachhochschule Potsdam und unser Hauptförderer, der Europäische Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE), der das Projekt im Rahmen des StaF-Förderprogramms (Stärkung der technologischen und anwendungsnahen Forschung an Wissenschaftseinrichtungen im Land Brandenburg) fördert. Außerdem gilt unser Dank dem Auswärtiges Amt, das die Erstellung unserer Projektwebseite gefördert hat.